Teuer, trotzdem günstig, aber nicht billig.
Die Überschrift wird euch sicherlich stutzen lassen. Was meine ich damit?
Nun, ich war bei meinem Buchbinder, hatte dort 3 Bücher, eine Urkunde und 1 Bild zur Aufarbeitung gegeben. Heute habe ich die Sachen abgeholt und 160€ dort gelassen. Eine Menge Holz, dafür muss ich schon eine Weile für raspeln gehen.
Die Urkunde von 1950 stammt von meinem Uropa und befand sich bei meiner verstorbenen Oma auf dem Dachboden und "gammelte" vor sich hin. Den alten Rahmen habe ich schon entsorgt, aber das Glas habe ich noch und das spricht Bände. Genauso sah auch mein Schränkchen aus! http://www.kunst-und-troedel.i…719&highlight=volltreffer
Er hat die Urkunde beschnitten (der Rand war ziemlich unschön) und diese nun staubdicht, aber atmungsaktiv gerahmt! Eine Wissenschaft für sich, auch die Wahl des Rahmens. Der dunkelbraune Rahmen mit innen liegender Goldkante passt zur Zeit der Urkunde und lenkt gleichzeitig den Blick der stark fleckigen Urkunde zum Rahmen hin. Die unschönen Stellen treten dadurch in den Hintergrund, also wirklich eine Wissenschaft für sich. Der Rahmen ist übrigens handgefertigt, ebenso wie die Leisten dazu. An sich eine teure Angelegenheit (der Leistenmeter kostet je nach Art zwischen 20 und über 100€! Den hatte er aber übrig, gefertigt für einen früheren Kunden, der ihn aber doch nicht wollte, so kam er mir günstiger.
Doch nun zu den 3 Büchern. Ersteres ist ein kleines Gebetbüchlein für Kinder, um 1912. Der Einband ist handgefertigt, ebenso der Rückentitel und die Buchdeckelverzierung. Er besitzt noch alte Bronzelettern und Zeichen, das Kreuz habe ich aus seiner Auswahl ausgesucht, da es von der Größe her am besten passte. Es ist übrigens kein Gold, sondern Messingbeschlag.
Genauso wie beim zweiten Buch. Da hat er allerdings einen kleinen Fehler gemacht, der Autor heißt Müldener und auf dem Buchrücken steht Mildener, aber egal, früher haben sie auch Fehler gemacht! Den Einband wollte er genauso wie beim ersten Buch gestalten, weil es am abriebbestätigsten ist. Doch ich war dagegen, es passt nicht zum Alter des Buches, welches von 1874 ist, daher kam wieder Papier drüber, sogar Marmorisiertes, was jetzt sogar besser aussieht als vorher! Kein Vergleich zu früher!
Das dritte Buch war eines meiner Problemfälle, ich kaufte es vor Jahren schon so, doch war der Buchdeckel vorne nass geworden und schimmelte im Inneren immer wieder. Hatte es sogar über 1 Jahr im Tiefkühlfach gut verpackt gelagert. Auch diesen Buch wollte er einen Einband wie beim Ersten verpassen, doch auch hier protestierte ich, es sollte wieder ein kompletter Papiereinband werden und siehe da, es passt hervorragend zum Alter des Buches! Der Schimmel ist damit erstmal passé, der Buchblock ist aus Baumwolle (Hadern), da setzt er sich nicht fest, aber der Einband war aus Holzschliffpapier auf Pappe.
Als letztes habe ich noch dieses Bild neu rahmen lassen: http://www.kunst-und-troedel.i…p?t=6809&highlight=hansen.
Wieder staubdicht und atmungsaktiv, der alte Rahmen war es nicht, war auch eine Menge Dreck drin. Auch hier wieder eine handgefertigte Leiste, wie sie Heute leider nicht mehr gefertigt werden (die kleinen und mittelständischen Firmen mit diesen Produkten sind leider pleite gegangen). Auch der Rahmen war schon vorgefertigt gewesen, aber etwas zu hoch, weshalb er den Rahmen gekürzt hat. Die verwendete Leiste kostet etwas über 40€ pro Meter!
Alles im Allen habe ich einen "Studentpreis" bekommen. Normal hätte er mir 8 Stunden zu 30€ (was schon günstig wäre, Handwerkskammer schlägt 45€/h vor, im Westen sind es sogar 58€/h) plus Materialien berechnen müssen!
Daher hab ich zwar eine Menge Geld gelassen, bin aber trotzdem sehr günstig davon gekommen und habe keine billige Ware/Leistung dafür erhalten! Denn Außenstehende wissen oft nicht, was für eine Heidenarbeit mit dem Binden eines Buches verbunden ist (Binden bzw. erste und letzte Lagen neu einbinden, Einband neu aufbauen, beschneiden, einpressen, Schrift setzen etc.).
Damit erstmal Schluss. Der Threadtitel dürfte sich jetzt für euch erschließen.
Gruß Chippi