• :confused: Es gibt Dinge, wo ich nicht mehr weiter weiß und eure Hilfe benötige. Eine Bekannte hat mich um Bestimmung dieser Spieluhr gebeten. Laut ihrer Aussage hat sich ihre Großmutter schon als kleines Kind daran erfreut. Ihre Großmutter wurde 1912 geboren. Ihre Mutter, also die Urgroßmutter, emigrierte von Deutschland in die USA. Am Boden ist eine Art Aufkleber, welcher eine alpenländische Dorfszene zeigt und die Aufschrift "BIEM" sowie "Mary Had a Little Lamb" und "No 47" ausweist. Biem konnte ich indirekt mit Thorens und der Schweiz in Verbindung bringen. Anscheinend hat Biem (Firma oder Familie) Spieluhrenwerke hergestellt. Ich bitte um Eure Hilfe.......

    • Offizieller Beitrag

    :)

    Hi Charlie,

    ich glaube, dass "Biem" nicht den Hersteller signalisiert, sondern, dass die Rechte an dem Lied, welches mit der Spieldose zu hören ist, bei der "Biem" liegen. ("Biem" = Bureau International d'Edition Musico-Mécanique)

    http://www.musikerchat.de/cgi-bin/ultimu…musik.pl?id=299

    Die "Biem" wurde 1929 gegründet.

    http://www.zvab.com/displayBookDet…d=214873965&b=1

    Die Spieldöse stammt vermutlich aus den 30-40iger Jahren. Da es auch Schellacks aus der Zeit gibt, die mit "Biem" gezeichnet sind, liegt mir die Vermutung nahe, dass sich hier der Spiel-Dosenhersteller mit seinem Lied rechtlich abgesichert hat.

    Nur ein Beispiel für eine Schellackplatte.

    http://www.zvab.com/displayBookDet…d=144054375&b=1

    Biem entspricht damit unserer Gema.

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

  • :) Sehr interessanter Aspekt Winfried! Die Amerikanerin Sarah Josepha Hale schrieb 1830 das Gedicht "Mary had a Little Lamb" nacht einer tatsächlichen Gegebenheit. Übrigens waren die Worte dieses Gedichtes die Ersten, welche Edison zu Testzwecken auf seinen neu erfundenen Phonograph sprach. 1830 vertonte der Amerikaner Lowell Mason dieses Gedicht. Mason war zu seiner Zeit ein bekannter und geachteter Kirchenmusiker und Komponist, wobei er jedoch gleichzeitig als Bankier arbeitete. Das gesamte Jahr 1852 bereiste er die Hauptstädte Europas; ab 1853 war er wieder in den USA. Biem besteht seit 1929; also lange nach der Zeit wo Lied und Text geschrieben wurden. 1927 wurde in den USA die HFA "Harry Fox Agency" gegründet, welche Mitglied bei BIEM wurde. HFA sind ganz miese Leute welche u.A. versucht haben, Mitmenschen zu erklären, daß sie die Copyrights am "Radetzkymarsch"(!!!!!) halten!

    Nun: Wenn also BIEM wirklich die Rechte an "Mary had a little lamb" hat(te), dann würde die Nummer "47" auf den Anfang/Ursprung von BIEM deuten. Spätere Musikaufnahmen haben 5-6stellige BIEM-Nummern. Doch warum nahm man dann kein BIEM Logo sondern eine alpenländische Szene mit Dorfkirche mit Zwiebelturm? Bei genauer Betrachtung fällt in der Baumgruppe rechts am Label ein sehr eigenartiges Symbol - fast wie eine "Y" Rune - auf. Ob das wohl Zufall ist?

    Leider kann ich die Dame nicht bitten, das Ding auseinanderzunehmen, um das Werk zu sehen. Sie sagt, die Dose wäre aus Metall und da wäre Patina drauf. Da ich die Gute kenne bat ich sie, die Finger vom "Reinigen" zu lassen. Ich nehme an, daß es sich um ein Walzenwerk handelt. Hat irgenwer von Euch schon Spieldosen in dieser Form gesehen?

    Non semper ea sunt, quae videntur!  - Phaedrus

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Charlie,

    danke für Dein Post. "Mary had a Little Lamb" war wirklich die erste gesprochene Aufnahme die Edison mit seinem handgekurbelten Zinnfolien Ur-Phonograpgen machte.
    Deine "Rune" interpretiere ich aber als angedeuteter Laubbaum inmitten der paar Nadelbäume. Eine feine geschlängelte Begrenzungslinie des Baumes nach oben ist zu sehen.
    "Biem", wenn es wirklich ein "Rechtezeichen" ist, war damals ggf. als Nebensache auf das Etikett gedruckt worden, nur um der gesetzlichen Vorschrift zu genügen.
    "Biem" als Hersteller der Spieldose erscheint mir nicht wahrscheinlich, da es nirgendwo im
    Web darauf einen Hinweis gibt. Habe ich sonst als Hersteller auch noch nie gehört. Die Dose ist so simpel, dass der Hersteller des Gehäuses sich wahrscheinlich bedeckt hielt. Ggf. ist der Hersteller des Spiel-Werkes innen auf dem Werk angegeben. Reuge hat 17züngige Miniwerke millionenfach produziert. Die Firma existiert ja schon seit 1865.

    http://www.gietl-verlag.de/die-euro-muenz…nhalt-klein.pdf

    Liebe Grüße Winfried


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  • :) Danke lieber Winfried! Die Dose ist wirklich einfachst gearbeitet und scheint vom Foto her aus Zinkblech oder Ähnlichem zu sein. Mein Problem ist, daß die gute Dame etwa 600 km von mir entfernt wohnt, und ich keine 600 km fahre, nur um mir ein Döschen ohne Höschen anzusehen...lol. Vielleicht frag ich einmal ihren Gatten, ob er eventuell das Döschen zerstörungsfrei aufmachen könnte, um Einblick auf die Walze zu bekommen. Meine eigenen Recherchen zeigten, daß Metalldosen dieser Art noch um die Jahrhundertwende verwendet wurden; im Regelfall jedoch wurde feinste Kunsttischlereiarbeit für Musikschatullen geliefert. Interessant finde ich auch, daß ich nirgendwo ein Bild einer ähnlichen Metalldose finden kann. Dies hat jedoch absolut nichts zu bedeuten....habe eben vielleicht noch nicht lange genug gekuckt......

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    • Offizieller Beitrag

    :-):-)

    Hi Charlie,

    ich lese nur "Switzerland". Ein Billigwerk mit 17 oder 18 Zungen und einem Lied. Zinkspritzguss, kleiner Windfang. So ähnlich wie die kleinen Musikwerke von Adrien Lador. Der hat aber noch wenigstens seinen Namen auf das Federhaus geschrieben.

    http://www.google.de/imgres?q=adrie…vh=182&hovw=200

    Unter dem Link hier:

    http://www.alte-spieluhren.de/spieluhren_metropole.htm

    wird die Geschichte der Spieluhrenindustrie von 1900 - 2004 betrachtet. Da ist Lador im passenden Zeitfenster notiert.

    Wenn die Uhr spielt, soll der Ehemann Deiner Bekannten die Finger vom Mechanismus lassen, da sonst die Gefahr besteht, dass die Walze bei gespannter Feder durchrauscht und Zähne vom Kamm brechen.

    Liebe Grüße Winfried


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  • :) Herzlichen Dank lieber Winfried! Habe vorgestern mit dem Ehemann, welcher auch ein bißchen Juwelierhintergrund hat - gesprochen und ihm mitgeteilt, daß er unter keinen Umständen etwas zerlegen oder verändern soll, wovon er keine Ahnung hat. Also auf keinen Fall in das "Bastelfieber" verfallen....lol. Nun, daß ist ja wieder ein weiterer Schritt in die Bestimmung. Hat sonst noch wer was dazu zu sagen?

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    • Offizieller Beitrag

    Laut ihrer Aussage hat sich ihre Großmutter schon als kleines Kind daran erfreut. Ihre Großmutter wurde 1912 geboren. Ihre Mutter, also die Urgroßmutter, emigrierte von Deutschland in die USA.

    und das wird dann für läppische 65 $ verschleudert (oder ein paar mehr, wenn sich ein paar Bieter streiten)...

    Ich muss sagen, ich finde das sehr traurig (und ich würde das nicht tun).

  • :) Nachdem die Uhr geöffnet wurde sah man an der Innenseite, daß es sich um eine Zinndose handelt. Was meine Bekannte als "grüne Patina" sah, war Bemalung. Das hat mich zig-Telefonate gekostet. Ich habe selbst das gute Stück nie in Händen gehalten sondern sie telefonisch beraten,; sie wohnt zwei Bundestaaten weiter. Normal mach ich ja auch so was nicht gerne, aber sie ist meine beste Kunden wenn es um Hotelsilber geht. Und da sie laufend kauft bekommt sie auch Spezialberatung und Hilfe bei ihren eigenen Listings.....

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  • und das wird dann für läppische 65 $ verschleudert (oder ein paar mehr, wenn sich ein paar Bieter streiten)...

    Ich muss sagen, ich finde das sehr traurig (und ich würde das nicht tun).

    :D:D:D Jedes Ding braucht eine gute Geschichte. Nun.....das war ein bißchen sehr Freiherr von Münchhausen, aber die Ami lieben eine gute Story!

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    • Offizieller Beitrag

    :D:D

    Aber ich habe die "gute Geschichte" gelesen.
    Charlie, unser Romancier. Leider fehlt in dem neuen
    Roman die Stelle, wo Oskar Schindler verzweifelt die Dose aufzog, um
    einem armen weinenden Mädchen ein kleines Lächeln zu entlocken.
    Hat Dein Lektor da Einhalt geboten und diese Stelle "gecancelt"? :rolleyes::eek:

    Liebe Grüße Winfried


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  • :) Eine gute Geschichte ist nur Teil des Ganzen. Zuerst muß man so ein Ding möglichst genau identifizieren. Man sollte auch sehr gut den "eigenen" Markt kennen, also was die Leute gerne hören wollen. Und hier war ja nicht Oskar Schindler am Werk, sondern eben wer, mit dem sich die meisten Amerikaner identifizieren können: Ein armer Auswanderer aus Deutschland, die Weltwirtschaftkrise flüchtend, mit einem alten Lederkoffer und zerschlissener Kleidung, welcher sich in der Weltwirtschaftkrise ins gelobte Land aufmachte. Mit seinen letzten Ersparnissen kaufte er am Weg zum Hafen eine kleine Spieldose als Erinnerung an seine Heimat, welche er nun auf immer verließ. Er landete auf Ellis Island in New York (eigentlich New Jersey, aber das wissen nur wirklich Eingeweihte) und als er endlich die Quarantäne durchlaufen hatte, fand er sich bei einem Verwandten/Bekannten ein, welche die von der Regierung geforderte Sicherstellung aufbringen konnte. Die ersten Jahre waren hart; er sprach nur Schwäbisch und doch erlernte er die engische Sprache, welche er jedoch ein Leben lang durch stark schwäbischen Akzent "verunstaltete". Innerhalb kurzer Zeit arbeitete er sich vom Taglöhner zum Angestellten auf und bald hatte er auch seine erste Mietwohnung im neuen Land und mußte sich nicht mehr die Bettstatt mit einem anderen neuen Emigranten teilen. Auf einer Tanzveranstaltung lernte er Rosalinde (klingt doch gut) kennen - die Tochter eines irischen Einwanderers (Iren und Deutsche sind immer gut bei diesen Geschichten). Das Tanzkränzchen war schön und man blieb lange über die Zeit hinaus am Ort und plauderte bis in den Morgen. Von nun an traf man sich öfter und öfter und nach einigen Monaten eröffnete Rosalinde ihm ein ganz großes Geheimnis: Sie war schwanger! Oh Schreck! Was tun sprach Zeus?! Unser liebe Freund ging also äußerst nachdenklich und bedrückt nach Hause und kehrte am Heimweg in einer dieser vielen irischen Arbeiterkneipen ein, wie man sie damals zu Haufe an der Lower Eastside in New York vorfand. Er schüttete seine geplagte Seele seinen Trinkkumpanen aus, welche ihn dringenst rieten, sofort zu Heiraten, wenn er nicht die Rache des irischen Mobs erfahren möchte. Am nächsten Tag nahm er sein einziges Erinnerungsstück aus der alten Heimat, die Spieldose, und überbrachte diese seiner Geliebten mit der Bitte, doch seine Frau werden zu wollen. Sie war zu Tränen gerührt und nach langem Zaudern, denn die Engländer und Iren hatten ja den Deutschen den 1. Weltkrieg nicht vergeben, stimmte ihre Familie einer Heirat zu. Und damit begann eine neue Generation und die Spieldose wurde ab dann immer an die älteste Tochter weitergegeben.

    Und damit kann sich wohl jeder Amrikaner identifizieren und wir können daher den Verkaufspreis um mindetsens 50% anheben!

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    • Offizieller Beitrag

    ;)

    Charlie, lieber Charlie....

    beim Lesen Deiner Geschichte kamen mir spontan die Tränen, und ich weinte still in mich hinein. Was für ein Schicksal.

    Dann dachte ich an die kaum mehr sichtbaren Fundamente innert der Wiese eines Freundes in einem kleinen Weiler, unweit unseres Ortes.
    Hier liegt die Wüstung: Op der Hoffstatt. Nur der Brunnen ist noch gut zu sehen.
    Im 19. Jahrhundert sind dort über Nacht alle Bewohner aufgebrochen, um ihr Glück in der
    Neuen Welt zu suchen. Morgens waren alle Kotten leer und verlassen. Später sind sie verfallen und keiner im Ort erinnert sich heute noch an diese traurige Geschichte.

    Die Auswanderer werden es genau so gemacht haben, wie der arme Kerl, von dem Du erzählst.
    Einer nahm zur Erinnerung ein kleines Milchkännchen, der andere seine Mausefalle mit, und so leben sie noch heute, wenn sie nicht gestorben sind.

    Neue Frage nach der Krankengymnastik.

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

  • :D:D:D Und jetzt kommt der Überhammer schlechthin: Habe heute meine Bekannte angerufen und ihr nach dem Listing auf der Bucht, wobei ich den Text schrieb, meine kleine "Fantasie" hier am Forum vorgelesen. Es war Totenstille am anderen Ende. Und dann sagte sie zu mir: "Das hat sich wirklich so zugetragen...". Ich hab geglaubt mich tritt ein Pferd! Natürlich hab ich auf ihre "Story" gehört und nur ein bißchen dazufabuliert. Aber ich hatte keine Ahnung, daß zu 90% meine Geschichtchen wirklich passiert ist....

    Non semper ea sunt, quae videntur!  - Phaedrus

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