• Liebe Forengemeinde,

    ich habe eine Taschenuhr geerbt, die ein Vorfahr getragen hat, der 1916 in Russland fiel. Die Uhr soll (wenn denn die Erzählungen stimmen) dann von seinen Kameraden in ein blutverschmiertes Taschentuch gewickelt (damit das nicht durchsucht wird) nach Deutschland zurückgeschickt worden sein.

    Mehr ist leider nicht überliefert.

    Da ich so überhaupt keine Ahnung von Uhren habe, hier offensichtlich viele Fachleute vertreten sind, erhoffe ich mir, dass ich auf diesem Weg etwas mehr über mein Erbstück erfahren kann.

    Liebe Grüße von der Nordseeküste

    sendet Holger

  • Hallo Holger,

    Du hast hier eine Zylindertaschenuhr mit dezentraler Sekunde, 4 Lagersteine

    Herstellermarke: August Hoeter / Teutonia, Hoeter & Cie.

    Kleinuhren, Uhrenteile, Uhrwerke, Gehäuse, Zifferblätter; La Chaux-de-Fonds, Schweiz; gegründet 1872 durch August Hoeter; registriert am 1.5.1888

    Deutscher Silberstempel: Reichsstempelung, Die Kaiserkrone (Bügelkrone) steht für das Deutsche Reich, der Halbmond für Silber, ab 1888

    Silbergehalt: 0,800 die Feingehaltszahl

    Über der Feingehaltsangabe dürfte auch der Schweizer Silberstempel, eine Auerhahn, sein.

    FP und die Nummer sagen mir zuerst mal nichts, könnte eine Modellbezeichnung sein.

    Mehr kann man sagen, wenn auch der Staubdeckel (wenn er nicht innen auch gestempelt ist, ist er meist kein Edelmetall) geöffnet ist und wir das Werk sehen können.

    Funktioniert sie? Ist der Aufzugschlüssel vorhanden?

    Silvia

    bekennender Uhrenmessi

  • Moin Sylvia!

    DANKE erst einmal für Deine Infos: das ist ja sehr interessant: also ist die Uhr irgendwann zwischen 1888 und 1916 (als mein Vorfahr fiel) produziert worden. Ich weiß ja nicht, wann der arme Kerl diese Uhr bekam: hatte er sie schon eine Zeit, als er in den Krieg zog oder war es ein Abschieds-Geschenk zum Einrücken .....

    Zu Deinen Fragen:

    Ich habe die Uhr (vielleicht Anfang / Mitte der 90iger) für meinen Vater mal reinigen lassen, und der hat die Uhr wieder in den Schrank gelegt.

    Nachdem ich sie geerbt habe, muss ich gestehen, trage ich sie auch äußerst selten, ABER die Uhr läuft richtig gut (heißt auch ziemlich genau); aus dieser Aussage kannst Du herleiten, dass ich sich ein Schlüssel in meinem Besitz befindet. Ob das noch der Originalschlüssel ist, weiß ich natürlich nicht.

    Vom Werk und vom Innendeckel habe ich nochmal zwei Fotos angehängt: kannst Du da etwas mit anfangen?


    Fragt mit LG
    Holger

  • Das Werk ist aufgebaut ähnlich Lepine Kaliber IV, der Staubdeckel ist wie vermutet nicht aus Silber.

    Das Werk macht einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck, ein wenig irritierend find ich, dass der Rücker der Gangregulierung sehr weit auf "A" steht.

    A und R stehen für die französischen Wörter avancer (beschleunigen) und retarder (verlangsamen).

    Silvia

    bekennender Uhrenmessi

  • OK, die andere Uhr kenne ich als absoluter Laie logischerweise nicht!

    Das mit dem sauberen Werk hört sich gut an; muss mich Dein Einwand mit dem "Rücker" nachdenklich stimmen? Die Uhr lauft, wie ich bereits schrieb, wirklich gut.

  • Es ist eine Alterserscheinung, also kein Grund zur echten Sorge, allerdings würde nach 30 Jahren ein "Ölwechsel" (komplette Revision, reinigen, altes Öl raus, neues Öl rein) nicht schaden ;)

    Nur Ölen, ohne das Alte zu entfernen, macht es nur schlimmer. Uhrenöl verharzt, das ist ganz normal, mit dem Staub und Abrieb bildet sich dann eine richtige Schmirgelpaste, die die Lager ausreibt. Und dann sollte sie schon ab und zu laufen, damit sie gut geschmiert bleibt.

    Silvia

    bekennender Uhrenmessi

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