Uschi und Hans

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    Vorwort



    Bei einem meiner unzähligen Flohmarktgänge fand ich im Jahr 2010 in einer Bücherkiste eine blaue Kladde ohne Aufschrift, in der sich wie ich beim Durchblättern sah, handschriftliche Notizen befanden die in die Jahre ab 1943 datierten.


    Ich kaufte diese privaten Notizen für ein paar Euro und erkannte zu Hause beim näheren Untersuchen, dass es sich hier um die Niederschrift von Briefen handelt, die ein gewisser Hans in der Zeit vom Dezember 1943 bis August 1947 aus der Kriegsgefangenschaft in Afrika an eine ihm sehr nahe stehende, Uschi verfasst hat.


    Offenbar hat Hans jeden Brief den er verfasst hat in dieser Kladde niedergeschrieben. Es handelt sich also nicht um die Originalbriefe, sondern um die Zweitschrift für den Autor. Auf den letzten Seiten der Kladde hat Hans die Briefe die durchnummeriert waren erfasst und mit Versendedatum und Antwortdatum versehen. Einen ähnlichen Vermerk hat er unter dem Datum des jeweiligen Briefes erstellt.


    Die Briefe der Partnerin Uschi sind nicht dokumentiert. Man kann nur aus den Antworten auf deren Inhalt schließen.


    Zunächst gerieten dies Notizen auch bei mir in Vergessenheit bis ich im Sommer 2013 beim Aufräumen meiner diversen Bücher und Flohmarktkisten wieder auf diese interessante Kladde stieß.


    Ich begann zu lesen und bemerkte sehr schnell, dass diese Briefe sehr intim sind und viel von Ereignissen aber auch den Gefühlen der Menschen aus dieser Zeit widerspiegeln , Was die Generation meiner Eltern beschäftigte und was sie bewegte. Ich entschloss mich, die Briefe von Hans niederzuschreiben und zu veröffentlichen.


    Um den Aufbau der Kladde für den Leser zu dokumentierten, was m.E. Auch für das Verständnis der Person des Briefautors und seiner Situation wichtig ist, habe ich im Anhang Fotos beigefügt.


    Auffällig ist, das Hans die ersten Briefabschriften großzügig in die Kladde eintrug und auch Seiten frei lies.


    Ab dem 16.05.1946 hat Hans dann die Seiten der Kladde in der Mitte durch einen senkrechten Strich geteilt. Vermutlich wollte er die Schreibfläche teilen, um mehr Text pro Seite zu gewinnen. Das hat er jedoch nicht umgesetzt sondern den Text weiter durch geschrieben. Stattdessen wurde das Schriftbild immer enger und die Buchstaben immer kleiner. Hier war wohl der Platzmangel bzw. der Mangel an Papiernachschub ausschlaggebend.


    Zum Teil sind die Briefe nicht nur datiert sondern auch mit dem Ort an dem sie geschrieben worden versehen, das gibt einen zusätzlichen Eindruck der Situation und versetzt uns in die Lage den Weg von Hans auch geographisch zu verfolgen.

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

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    Ich zeige hier zunächst das Bildmaterial damit ein Eindruck von der Beschaffenheit und dem Aufbau der Schreibkladde entsteht.




    Hier beginnt die Zeitreise Reise zurück in das Jahr 1943. Wir sind in Afrika. Der Ort Bizerte eine Hafenstadt am Mittelmeer im nördlichen Tunesien. Ein deutsche Kriegsgefangenenlager. Es ist Weihnachten.

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    1.5.6.


    P.G.15 Bizerte d.20.XII.43.
    Ang. bea. in B30
    7.


    Geliebtes Mädel!


    Nun ist doch Weihnachten geworden. Kriegsweihnachten 1943, für mich das zweite in Afrika, da(s) vierte fern der Heimat. Aber auch hier haben wir uns ein kleines Weihnachtsfest bereitet, mit Musik, Gesang, Spiel und Humor, viel Humor, es konnte ja nichts anderes sein, nur keine Melancholie im großen Stil. Das deutsche Rote Kreuz hat gut für uns gesorgt, dann brachte der Weihnachtsmann etliche (Scherz?)pakete und allerdings nur wenig Heimatpost. Ich hatte zwar nichts dabei, aber ich will nicht klagen, gehöre ich doch zu den Glücklichen, die überhaupt ihre Post haben. Ich schrieb dir jetzt schon vor 3 Wochen, dass ich Deine Briefe 1+4 bekommen habe, und wie froh ich darüber bin.
    Liebste, Du schriebst mir bei der Melodie „...Hörst du mein heimliches Rufen...?“ - Weißt du welche Melodie mir gerade jetzt durch den Kopf geht? Unser kleines Orchester hat sie uns so oft gespielt:...einmal wirst du wieder bei mir sein....
    (d.h.umgekehrt muß es ja kommen )
    Uschi, Liebste, Du weißt noch nicht wie alles werden soll? Ich bin so glücklich das ich Dich habe. Du es muß einmal so werden wie es wünschen. Wir sind doch keine Kinder mehr, alle Illusionen sind weg, dafür haben wir jetzt einen Glauben, einen Glauben der Berge versetzen kann....und ich glaube an eine glückliche Zukunft mit Dir.
    Liebste, schick mir doch wieder mal ein Bildchen von Dir, ja?
    Zum Schluß. Meine Gedanken sind bei Dir – immer .
    Viele Liebe Grüße – ein Kuß!


    Dein Hans

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


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    • Official Post

    8.


    d.25.XII.43
    Aug. bea. in B30



    Mein liebes Mädel!


    Ganz plötzlich ist auch bei uns ein wenig Weihnachtsstimmung geworden. Durch das Rote Kreuz haben wir die Weihnachtssendung des Führers bekommen, stolz und froh hat sie uns gemacht, schön wär's gewesen wenn auch noch ein wenig Heimatpost gekommen wäre, so müssen wir weiter warten -
    Unser aller Gedanken sind in diesen Tagen in der Heimat.
    Uschi ich grüße Dich!
    Dein Hans.

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


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    10.



    d.20.1.44
    Ang. bea. in B41
    Mein innigst geliebtes Mädel!


    Auf der letzten Karte schrieb ich Dir schon, daß ich Deine Briefe 5 + 10 nun auch habe.Ja. Du ich weiß, wie unregelmäßig die Postverbindung ist, sind doch Kameraden hier die noch kein Wort aus der Heimat haben. - Liebste wenn Du all die Briefe und Karten die ich Dir in der langen Zeit schrieb bekommen hast, weißt Du, daß ich nie an Dir zweifel, auch wenn die Post einmal länger ausbleibt. - Der Postweg ist so lang.-
    Uschi, schön wär's ja, wenn wir uns einmal zum Spaziergang treffen könnten – gemischte Gefühle? Kenn ich nicht oder nicht mehr? Ich glaub ich hab sie nie gekannt – aber ich verstehe Dich und Du weißt ich glaube an Dich.-


    Liebste ich war noch gar nicht bei Euch? Ich hab das Bildchen von „Hans Grimm“ das Du mir einmal schicktest und in Gedanken bin ich oft da – vielleicht wird es bald wahrheit, ja...
    „...wovon kann der Landser den schon träumen,,,?“
    Auch ich seh so oft unsere Analihower (?) Zeit und ich denke so gerne daran, wenn es mich auch fast weich macht, denn
    „...tückisch harrt das Lebewohl zuletzt...“ (Anmerkung: Aus Goethe: Triologie der Leidenschaft 1824) )
    Hier Prisonnier zu sein – abgesehen das ich nicht freiwillig hier her gegangen bin. Ich mag hier nicht mehr sein...
    Hoffentlich gibt es bald ein Ende.-


    Du Geliebte , mach auch Du Dir keine Sorgen, ich gehe nicht unter – wir haben doch unsere Heimat – unsere Lieben um die es geht.-
    ich freu mich, daß Du meiner Mutter beistehst, besuch Sie doch recht oft Du, ja?
    Jetzt bist du wohl schon wieder mitten in der Arbeit – in Schwerin?


    Uschi, ich erinnere voll noch die Worte von Goethe aus: „Ich gedenke Dein...“, und ich antworte Dir mit einem anderen Wort:
    „Nur wer die Sehnsucht kennt weiß, was ich leide!“


    Ich grüße und küsse Dich!


    Innigst Dein Hans

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


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    11.


    d.2.II 44
    Ang. bea. in B39



    Mein liebes Mädel!
    Eben kam Dein Brief Nr. 11 genau 3 Monate, nun ist Weihnachten längst vorbei, Uschi, unsere Gedanken waren auch ohne Post in den Tagen beisammen – wie immer.
    Uschi, ein paar Bilder hab ich noch, Briefe nicht mehr , ich hab sie in den letzten Tagen mit meinem Tagebuch abgeschickt sie sind wohl nicht angekommen -
    Vielleicht habe ich bald ein neues Bildchen von Dir?
    Weiter in 14 Tagen im Brief.
    Liebste ich grüße Dich!
    Dein Hans

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


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    12.


    d.20.II.44
    Ang. bea. in B39


    Mein herzliches Mädel!
    Mir geht es fast wie Dir Uschi, wenn ich Dir vorher noch nicht soviel schreiben wollte, plötzlich weiß ich, keinen Anfang, aber daran sind wohl die 24 Zeichen schuld. Gewiss sind allerhand Augen zwischen uns , die unsere Briefe lesen aber die kennen weder Dich noch mich, sie sollten uns wenig angehen , jedenfalls persönlich.-
    Du es ist ja so spärlich was hier an Post ankommt, es ist jedes mal ein Freudentag. 5 Briefe von Dir und 5 von meiner Mutter hab ich jetzt und wenn Du diesen Brief bekommst, wird wohl das erste Jahr der Gefangenschaft voll sein.1 Jahr Gefangenschaft das ist ein Brocken den ich jetzt nicht ausdrücken kann, es sind ja nicht die materiellen Schwierigkeiten allein, ich glaube Du verstehst mich. -
    Seit einiger Zeit beschäftige ich mich schwer mit Mathematik und Sprachen (für einen Weltenbummler mit x Jahren Afrikas ja sowieso klar). Aber die Mathematik ist wichtig, ich muß doch eines Tages mit macht ins Studium zurück und da darf nichts fehlen. Ich freu mich maßlos auf die Arbeit die mir bevorsteht wenn ich nach Hause komme. Vor ein paar Tagen haben wir gerade Fragebögen des Deutschen Roten Kreuzes für Kriegsgefangenen-Studienhilfe ausgefüllt. Also es wird schon werden.
    Vorgestern bekamen wir eine fabelhafte Sendung des Roten Kreuzes , dann herrscht jedesmal eine Stimmung im Lager: ganz groß.
    Liebste wie geht es Dir nun? Ich denke so oft wo magst du gerade sein? Bist du jetzt auch wieder vollkommen gesund?


    Ach, Uschi meine Gedanken sind immer bei Dir, ob wohl der Nordsturm der gerade um unseren Bau braust Grüße von Dir mitbringt?
    Meine heißesten Grüße und Küsse für Dich nimmt er mit und wenn er sie um den ganzen Erdball tragen muß.
    Innigst !
    Dein Hans

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


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    Irgendwo in Tunesien auf der Flucht d. 3.3.44
    (nicht abgeschickt)


    Mein liebes Mädel!


    Heut habe ich das Verlangen mich mit Dir zu unterhalten, wenn ich auch vielleicht den Brief nie abschicken kann – ich muß Dir schreiben.
    4 Tage sind wir jetzt unterwegs, mehr als je sind meine Gedanken in dieser Zeit bei Dir. Du der Sprung ist geglückt, die Chance liegt vor uns – wenn auch vielleicht nur 1% gegen 99% wie die Miesmacher im Lager behaupten – wir haben noch ca. 2000 km vor uns.
    Wir liegen in einer ganz menschenleeren Gegend in den Bergen, mein Marsch Kumpan schläft neben mir , die Sonne scheint so schön, es ist der erste schöne Tag, wir haben ihn auch nötig um mal wieder etwas trocken zu werden . 3 Tage naß und nicht aus den Klamotten ist keine Freude aber jetzt scheint die Sonne und ich bin frei.Frei Uschi, es ist herrlich.


    Liebste, wenn es gelingt bin ich im Hochsommer Zuhause...dann soll...an einem schönen Sonntag- - unsere Hochzeit sein...Ja?
    ...Heimat hör ich's in allen Wipfeln rauschen...


    Ach ich träume zu gerne, aber keine Illusionen in der rauhen Wirklichkeit schon morgen kann uns das Schicksal wieder hart sein....


    Uschi halt mir die Daumen.
    Spürst Du wie ich an Dich denke wenn wir nachts
    unsere Kilometer herunterreißen?


    Uschi auf Wiedersehen!

    Dein ----

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


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    Aus dem Gefängnis d.16. III 44.
    Ang. Beantw. im B. Vom 14.8.
    13.


    Geliebte!
    Schon vor 3 Wochen schrieb ich Dir den jetzt fälligen Brief, heut sieht die Welt ganz anders aus.Es wär so schön gewesen, es hat nicht sollen sein....aber es geht alles vorüber!
    Gestern empfing ich als Lichtschein in meiner l.m.A. Stimmung der letzten Tage Deine Briefe 2,3,6,8-9 und 2 Päckchen, alles in den letzten 3 Wochen angekommen.Dank Dir!A, es geht mir gesundheitlich blendend und ganz gleich was kommt „Einmal werd' ich wieder bei Dir sein...“- Uschi Du, ich will ja nicht gegen Deine These mit der jungen Frau wenn du 25-26 Jahre alt geworden bist protestieren, so will ich's lassen, wenn's auch schwer fällt. - Aber auf „Treue - aus Mangel an Gelegenheit?“ muß ich eingehen.Ich bin nicht engherzig und glaube“untreue“ und Gelegenheiten unterscheiden zu können. Du hast recht, ich hatte noch nicht einmal „Gelegenheiten“, ich sehne mich auch nicht mehr danach. Als ich Dich kennen lernte war ich noch Junge, seit dem hatte ich immer den Gedanken, an Dich. Ich weiß Uschi, Du hast „Gelegenheiten“ Du sitzt ja nicht am Rande der Welt, schon vor einiger Zeit schrieb ich Dir darüber Liebste, ja, Du sollst mir dann einmal alles erzählen, sieh Uschi ich glaube an Dich und an ein bischen Glück im Leben.-
    Uschi, Du hast auch recht im Brief 6: Wir dürfen uns jetzt nicht gegenseitig idealisieren, aber doch wohl nur etwas einseitig. Wenn man in seinem Ideal keinen Übermenschen sieht darf man sich wohl einen Menschen zum Ideal erheben an den man glaubt und für den man alles tragen kann.
    Ach Liebste, ich kann in 24 Zeilen nicht ausdrücken was mich bewegt, Uschi Du verstehst mich auch so, ja? Ich hab genug mit dem Schicksal gehadert, jetzt will ich nicht undankbar seinoffenen Augen – vom Glück, es hat mir die Liebe und den Glauben gegeben- die wird es mir nicht nehmen.-
    Ich kann auch träumen wie Du, mit offenen Augen- von Glück und Freud – von Dir.-

    Vielleicht kommt dieser Brief gerade zu Deinem Geburtstag zurecht, Liebste ich wünsche Dir Glück und Erfolg , Erfüllung aller Deiner Wünsche im neuen Lebensjahr.


    Ich bin ganz stark bei Dir wie Du heut' bei mir bist.-
    Vielleicht kann ich in der Nacht auch wieder in die Sterne sehen
    ...dann führt eine Brücke über Zeit und Raum,
    die gehe ich
    und finde Dich dann wieder-
    in einem Traum.-


    Ich küsse Dich innigst !


    Dein Hans

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


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  • Hallo Gratian!


    Ich habe noch nicht alles gelesen, was ich aber mit Sicherheit noch machen werde!


    Vielen Dank schonmal, dass du dir die Mühe machst und uns an dem interessanten Stück Zeitgeschichte teilhaben lässt! :)


    Gruß Thomas

    • Official Post

    :o:o


    Ein ans Herz gehendes Beispiel von jungen Menschen, die um ihre Jugend betrogen wurden. Es fällt mir nicht leicht diese Briefe zu lesen, sie stimmen mich traurig, obgleich schon so lange her. Danke für Deine Arbeit Gratian.

    Liebe Grüße Winfried




    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.


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    Wieder auf der Flucht irgendwo in Tunesien d.30. IV. 44
    (nicht abgeschickt)


    Du Liebste!


    Vor 2 Monaten schrieb ich Dir den ersten Brief aus der Freiheit, ich konnte ihn nicht abschicken und doch muß ich dir heute wieder schreiben – mit dir klöhnen. Nur ein paar Kilometer liege ich heute von der Gegend damals entfernt und was liegt doch alles dazwischen: Verraten, gefangen – die Schönheit eines französischen Polizeigefängnisses, nach 1 Monat. Bau in Biserba eine gute Woche unter den alten Kameraden und jetzt sind wir schon wieder auf der Reise.
    Es muß ja nicht gleich beim ersten Mal klappen vielleicht beim dritten mal – vom zweiten Mal kann man's nicht wissen.
    „Schön wär's ja“
    Uschi denkst du noch manchmal an das Wort?
    Jetzt haben wir allerdings ein herrliches Wetter. Die Sonne meint es fast schon zu gut, aber wir marschieren ja nur Nachts, da schau ich dauernd zum großen Bären , er ist uns Kompaß und Uhr zugleich -
    Jetzt liegen wir am Meer, ca. 100 m schräg unter uns rauscht die Brandung – ich könnte fast heulen – Da drüben liegt Europa, die Heimat – Du. Weit und breit kein Mensch außer uns drei deutschen „Arabern“.
    Leider kommt kein U-Boot und auch kein Seenot Flugzeug . Heute Abend heißt es Abschiednehmen vom Meer es geht Richtung Süd-West weiter. Wie wir so am Strand entlang zogen, mußte ich an unsere Ostsee denken, an einen deutschen Sommer, an unseren Sommer. 1939, ja 39 war ich zum letzten Mal an der Ostsee, kannst du dich noch erinnern im H.J. Lager Kienhagen? Aber von Kienhagen habe ich ja noch an Thea einen Gruß losgelassen.
    Ach Ja unser Sommer 1939, -
    eben habe ich mein Schreiben unterbrochen, still dagelegen und wieder einmal alles an mit vorüber ziehen lassen, Uschi Du, all das kommt wieder – und noch viel schöner werden wir's uns machen und wir werden auch wieder richtig unbekümmert sein können und dumme Gedanken wälzen...
    wenn's nur erst soweit wäre!
    Mädel ich mach jetzt die Augen zu, vielleicht träume ich
    - von Dir ...

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


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    … und wieder aus dem Gefängnis d.20.V.44
    Ang. Bea in B 80
    14.


    Innigst geliebte Uschi!


    Als ich vor 3 Tagen hier ankam, warteten Deine Briefe 14 + 19 auf mich – ein Trost. Ja, vor 4 Wochen, grad war ich raus hat mich wieder die Müllerslust gepackt. Ich bin nicht gerade froh gestimmt, Du kennst ja das Lied von den Königskindern, außerdem bin ich natürlich wieder drin. Aber die Hauptsache ist wohl das man seine gesunden Knochen beieinander behält und die hab ich noch , also ist noch nichts verloren. -


    Liebste du fragst nach den Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung, ich schrieb Dir schon, daß ich mich mit Mathematik beschäftige. In unserer Lagerbücherei hab ich leider überhaupt keine Fachbücher. Ich möchte da auch keinen bestimmten Wunsch äußern, überhaupt will ich aus einem bestimmten Grund keine Wünsche aussprechen. Schau Uschi, die Briefe die wir jetzt bekommen gehen durchschnittlich ½ Jahr....
    Bei dem Leben wie ich es seit dem letzten Vierteljahr führe ist ohnehin nicht viel Müßiggang nur meine Sprachkenntnisse gedeihen, hauptsächlich französisch und soviel wie möglich arabisch, auch englisch geht’s voran. Allerdings dafür kann ich mir nichts kaufen , aber ich seh nicht schwarz für den Aufbau meiner Existenz nach dem Kriege – im Gegenteil ich hab da verschiedene Gedanken – Uschi – darüber unterhalten wir uns wenn ich zu Hause bin. -
    1 Jahr Gefangenenschaft ist nun , ob's noch eins wird?
    Sag „nein“ Du! Das Schicksal hat uns eine harte Prüfung auferlegt – wir müssen sie bestehen -
    Mein herzliebstes Mädel, aus deinen letzten Briefen seh ich, daß Du jedenfalls bis zum 14.12. außer meinem ersten Brief keine Post von mir bekommen hast, heut wirst du sicherlich schon allerhand Post haben.
    Uschi ich denk immer an Dich – kürzlich bei meinen Nachtmärschen vor mir der große Bär nicht nur Kompaß und Uhr...


    Liebste, ich ruf Dir einen Liedvers zu:
    „...Einmal werden wieder Glocken klingen...“
    Sei mir gegrüßt mein Leben!


    Dein Hans

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


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    • Official Post

    15.
    d.7.VI.44


    Mein herzliebes Mädel !


    Heute vor 2 Jahren – ein Tag mit Dir – kurze 24 Stunden, schön war's und bis zu einem Kuß hab ich's gebracht . Ich denke so oft daran. Weißt du ich dachte manchmal: Ich müßte doch anders sein. Und ich bin doch so geblieben und heute froh darüber, hier stärkt weniger der Gedanke an die Vergangenheit als der an die Zukunft – verstehst Du mich Uschi?
    Seit meinem letzten Brief habe ich Glück gehabt in bunter Reihenfolge kamen Deine Briefe 12,13,15,16,27,28 u. 32 die mir gerade hier „drinnen“ Freude gemacht haben. Uschi ich danke Dir besonders für die beiden Bilder.-
    Ja Du und Götz (Anmerkung: offenbar ein Verwandter von Uschi, wie man aus späteren Briefen herauslesen kann) ihr macht tatsächlich ein schönes Liebespaar – man könnte fast – vor Neid erblassen. Nach dem zweiten Bild (Brief 32) kann ich allerdings kaum feststellen, das du dich sehr verändert hast.-
    Du Dein kleines Herz hab ich noch immer an der Erkennungsmarke, der Pilz hat sich in der Regenzeit aufgelöst. Ob Sie ihren Zweck erfüllt haben? Das Herz – frag Dich – ich glaube „ja“. Auch dem Pilz will ich nicht undankbar sein – es gibt auch Glück im Unglück,-
    Wovon träum ich am meisten? Ja Du, auch diese Frage wie viele Deiner anderen Fragen hab ich Dir wohl schon beantwortet ehe Du sie stelltest. Denk einmal schnell den Text durch : „Wovon kann der Landser denn schon träumen...“Dann weißt Du alles – wohl immer ist der Wunsch Vater des Gedankens.-


    Was meinst Du zu Karl-Heinz Heirat? Ich find es für seine Lage sehr vernünftig.-
    Mädel Du schreibst mir meine Briefe sind so inhaltsschwer, glaub mir Liebste, alles was ich für Dich in meine Briefe hinein leg ist mir Bedürfnis und Deine Briefe wie der Gedanke an Dich machen mich stark.-
    Uschi unser Altersunterschied ist wohl verwischt wenn wir einmal zusammen sind , sind wir so alt wie wir uns fühlen und ich freu mich auf die Stunde genau wie Du. Ja dann wollen wir uns entscheiden und ich weiß wie.Vielleicht dauert es gar nicht mehr solange.-
    Siehst du da kommt wieder das bewußte Ungewiss, aber ich weiß, daß gerade jetzt sich etwas rührt und ich hoffe, daß es bald wieder rommelt, wenn wir auch alles in schillernden Farben aufgetischt bekommen – ich glaube.


    Liebste die 24 Zeilen sind wieder voll, es geht immer so schnell.
    Ich grüße Dich von ganzem Herzen-
    ein Kuß - wie vor 2 Jahren


    Dein Hans

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


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    • Official Post

    P.G.15 Bizerte d. 18.VI.44
    16.


    Mein geliebtes Mädel !


    Wieder hab ich Glück gehabt, Deine Briefe 21,22,+26 bekommen. Uschi, deine Briefe von Weihnachten und Neujahr haben mich so froh gemacht, ja Du in den Stunden bin auch ich bei Dir gewesen. -
    Und jetzt ist schon wieder ein 1/2 Jahr vergangen, die Zeit rast – ich hab sehr viel erlebt in diesem ½ Jahr, aber davon erzähl ich Dir später. - Ja , Uschi mit guten Grund kannst Du daran denken, daß auch einmal die Stunde kommt wo du zu mir fährst.Vielleicht in diesem Jahr zu Weihnachten?


    Liebste ich weiß, das gerade jetzt gewaltige Ereignisse sind und ich glaube - eisern.- Wenn ich in Nagold im Schwarzwald bin, bist Du schon jetzt nach Tübingen eingeladen, ach Du seit 3 Tagen bin ich wieder unter den alten Kameraden, wir haben schon wieder so viele Probleme gewälzt. Uschi immer und immer denk ich an Dich, auch ich hab mir bei so mancher Sternschnuppe etwas gewünscht, ich bin nie so anspruchsvoll gewesen, da könnte eigentlich – ach was es muß in Erfüllung gehen!


    Liebste ich will Dir schnell noch einmal aufzählen, welche Briefe ich bis jetzt von Dir bekommen habe. Von 1-22 fehlen nur 7 +17 außerdem sind 26,27,28 u 32 da.Sie sind allerdings alle in bunter Folge angekommen aber doch da, ich befürchte aber das von meinen Briefen nur die Hälfte ankommt aber vielleicht klappt das jetzt auch schon besser. -


    Uschi heut könntest du mal hinter den Vorhang sehen und einen Augenblick bei mir sein. Gestern habe ich mir einen Mordsbart abgenommen und jetzt sitze ich fast so wie auf dem kleinen Bild das Du hast , nur mit „kniefreier Brust“.
    Aber warten wir doch lieber bis ich wieder in unserer herrlichen Heimat, von der Du mir immer so schöne Bilder beschreibst, bin. - Du weißt Du , daß ich heute vor 2 Jahren aus München das Telegramm „Auf in den sonnigen Süden“ sandte? -
    Liebste Deine Antwort auf meinen Brief 5 macht mich recht froh , wenn wir uns einmal wieder gegenüberstehn wird ganz schnell alles klar zwischen uns sein, all die Gedanken gerade dieser 2 Jahre sind nicht zu verwischen.-


    Ich dank Deiner Schwester Mausi (Hab ich recht gelesen?) für Ihren Gruß mit dem sie sich erstmalig mir vorstellt und lasse sie herzlichst wieder grüßen.-
    Sag mal Uschi kannst Du überhaupt mein kleines Gekritzel lesen? Es geht schon, ja? Sonst krieg ich ja garnichts rauf bei dem Format und 24 Zeilen. Hoffentlich kann es die Zensur auch lesen.-


    Uschi , Liebste ich bin bei Dir, ganz stark Du.
    Sei recht herzlich gegrüßt Dein Hans

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


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  • :) Ich bin von Hans' Schreibstil überwältigt. Es scheint sich hierbei um einen sehr gebildeten Menschen zu handeln. Er kann wirklich mit Worten "malen"; man kann sich in/durch seine Briefe wirklich in seine Situation und Lage einblenden.....wunderbar zu lesen!

    • Official Post

    17. d.10.VII. 44



    Du, geliebte Uschi,


    So langsam scheint die Post ins Rollen zu kommen, wenn man auch noch kein System darin sieht. Deine Briefe 24 +25 sind hier. Ich hoffe stark, daß auch Du schon mehr Briefe von mir hast.Uschi, Deine Briefe sind mir so unendlich viel – gerade Dinge aus dem Alltag – Dein Alltag bist doch Du, ein Stück von Deinem Wesen, Liebste wenn ich auch nicht auf alles eingehen kann , es macht mich glücklich das du mir gerade so schreibst.Auch ich könnte Dir etwas aus meinem Alltag schreiben aber Du solltest den Brief auch doch bekommen, deshalb lieber nicht.-
    Nun also ich bin doch erschüttert, daß ein Stück Zucker so trügerisch sein kann – Was macht man dabei? Versuchs mal mit einem Streichholz, mir ist allerdings kürzlich grad mal eins ausgegangen , daher glaub ich: sicher ist auch das nicht, oder? Es gibt ja so viele nette Sachen dieser Art und die Erfinder haben's bestimmt gut gemeint aber doch gründlich daneben gehauen –


    Mädel liegst du jetzt am Ostseestrand? Du, ich wäre gern dabei, aber dieweil mein Urlaub verregnet ist muß ich mich eben anders bescheiden.-
    Weißt Du seit einiger Zeit schlaf ich Nachts auf dem Dach, weil eben in den Räumen zuviel Bewohner sind,aber das kennt Ihr glücklicherweise garnicht , außerdem schläft man oben einfach so viel besser.


    So hab ich Nacht für Nacht den blanken Sternenhimmel über mir.Wenn ich nach der Abendunterhaltung – leider Gott sei Dank spricht ja der Mensch am liebsten von den Dingen die er nicht hat – auf die Einschlafseite drehe sind meine Gedanken ungeteilt bei Dir, dann wünsch ich mir einen schönen Traum und tatsächlich hat Eros ab und zu ein Einsehen mit mir, ach Du, ich möchte Dir einen Traum erzählen aber - 24 Zeilen – es wird eben Zeit das wir nach Hause kommen.-


    Unser neuer Schlager ist: „Die Sonne sie hat uns so fertig gemacht...“ Aber das wird sich bei schonender Behandlung schon wieder einrenken lassen, meinst Du nicht auch?
    Vor ein paar Tagen bekam ich wieder mal ein Paket von „Mamatschi“ und da hab ich wieder so recht gesehen daß unser Mecklenburg doch das „Land wo Milch und Honig fließt“ ist.


    Nun Liebste sei 1000 x herzlich gegrüßt und ein innniger Kuß.


    Immer Dein Hans

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

    Edited once, last by Gratian ().

    • Official Post

    18. d.9.VIII 44.


    Mein herzliebes Mädel!


    Wieder hab ich allerhand Post bekommen, deine Briefe 29,30,31.und gestern noch 41,43 u 39. Liebste ich danke Dir von ganzem Herzen, auch für die 3 Bilder , ja Du es ist mir hier jedesmal ein Freudentag, wenn Post kommt, ich kann Dir gar nicht sagen wie froh mich Deine Briefe machen.-
    Ich danke auch Deinen Eltern und Geschwistern für ihre Grüße.-
    Uschi, zu Deinen Gedanken über unser Verhältnis hab ich Dir gerade in den letzten Briefen geschrieben, ob Du mich durch meine Briefe so liebst? Ob Deine Liebe bestehen bleibt? Ach Du ich möchte dir jetzt eine lange Abhandlung über meine Gedanken zur Liebe schreiben aber wohin damit auf 24 Zeilen.


    Mädel ich weiß: so kann man nur einen Menschen lieben oder die Welt müsste sich verdrehen – ich bin glücklich das ich Dich habe , daß mir das Schicksal diese Liebe gegeben hat.-
    Mädel Du schreibst in Deinem letzten Briefen, daß Du das Gefühl hast, daß wir uns bald wiedersehen, wenn Du meine letzten Briefe bekommen hast wirst Du wissen, daß ich in der Zeit unterwegs war, deinen Brief 41 schriebst Du am Abend meines zweiten Starts. Es hat nicht sollen sein.-


    Jetzt ist wieder eine Affenhitze aber man gewöhnt sich auch daran, wenn ich später mal so ein bißchen „Mattscheibe“ habe wirst Du großzügig darüber hinwegsehen, ja?
    Na, so schlimm wird’s ja nicht werden , vor 1 ½ Jahren schrieben wir uns schon über Tropenkoller, damals schriebst Du mir,daß du mich doch ohne so eine Beigabe wiedersehen möchtest, heute läßt es sich ja nicht mehr verleugnen, daß wir, jedenfalls alle hier unter uns, alle so einen kleinen Stich haben.
    Aber das wird sich wieder geben, ja Du, noch sind wir in der Jugend und wir wollen noch lange jung bleiben.-
    Deine „Lieblingstochter“ steht Dir recht gut, das Kind an der Hand – Uschi Du, wieviel werden wir uns anschaffen? Ist das Kostüm das Du auf den Bildern trägst von dem Stoff aus Belgien? Ich glaube mich zu erinnern.
    Liebste sei für heute von ganzem Herzen gegrüßt
    und innigst geküßt


    von Deinem Hanner

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

    Edited once, last by Gratian ().

    • Official Post

    19.


    d.19.VIII 44.


    Du liebste Uschi!


    In der letzten Woche habe ich Deine Briefe 34 – 37 bekommen, ich Danke Dir. Wenn die Post auch recht lange geht und unregelmäßig, . So ist es doch prima , daß sie fast lückenlos ankommt. Auch von Ludwig hatte ich in den letzten Tagen einen Brief.-
    Liebste ich Danke Dir ganz besonders für den Brief, den Du mir an meinem Geburtstag schriebst – die Blumen haben mir Deine Gedanken und Wünsche erzählt – ich schrieb Dir ja auch an dem Tag – ich hatte keinen Kameraden bei mir, nicht einmal in die Sterne konnte ich sehen , kaum 2 Schritt breit und 4 Schritt lang war meine Welt aber du warst bei mir und ich war bei Dir.-
    Von dieser Gegenwart kann man nicht leben, leben wir nur von der Erinnerung? Ist es nicht ebenso der Gedanke an die Zukunft der dies Leben lebenswert macht?Ja du, wir haben schöne Stunden miteinander verlebt – einen Sommer lang – in Unbekümmertheit und Freude – in den ersten drei Kriegsjahren je einen Tag – ach Du warum nur einen Tag?-
    Aber die Erinnerung geht ja auf soviel mehr zurück – auf die Gedanken jedes Tages vor 5 Jahren auf die Gedanken mancher schönen oder schweren Stunde. Uschi ich liebe Dich, immer werde ich Dich lieben , glaubst Du, manchmal möchte ich toben vor Freude , manchmal ist es mir als ob mich keine 10 Pferde halten könnten.-
    Ja der alte Goethe hat schon recht :“Freudvoll und leidvoll...“ denk weiter.-
    Liebste dein Bild steht vor mir in einem holzgeschnitzten Rahmen , afrikanisches Motiv, ein bißchen warm würde Dir wohl in dem dicken Kostüm aber sonst würde es Dir vielleicht auch ganz gut gefallen in Afrika.
    Uschi, erinnerst Du Dich noch, ich fragte Dich einmal ob Du mit mir nach Afrika gehen würdest, damals sagtest Du „nein“, aber das war wohl mehr Spaß, vielleicht werd ich Dich nach dem Krieg noch einmal fragen , dann ist es ernst und an Deine Antwort denk ich jetzt schon so oft. Der Gedanke ist gar nicht so absurd , ich trage ihn schon lange und gehe mehr und mehr dazu über . Ich habe bestimmt Lust dazu und am Willen fehlt's auch nicht, ich bin überzeugt, daß solche Leute gebraucht werden..


    Noch eins, die schnelle Existenzmöglichkeit , ich will recht bald nach dem Krieg heiraten, gewiß wir sind noch jung aber wir haben auch 5 Jahre nachzuholen.-
    Wie denkst Du darüber?
    Wenn wir uns doch einmal aussprechen könnten,
    jetzt sind schon wieder 24 Zeilen voll.
    In 3 Wochen weiter !
    Ich grüße Dich innigst, ein Kuß Du
    von Deinem Hanner

    Mit besten Sammlergrüßen


    Gratian


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