Alter Mörser - Gusseisen, wie alt?

  • Hallo zusammen,

    Wie alt könnte dieser Mörser sein? Wo wurde er verwendet? Apotheke?
    Wie werden die so gehandelt? (Er hat leider einen kleinen Riss, siehe Fotos).
    Höhe Mörser 15cm, Stößel 22cm.

    Grüße
    Fux

  • Du musst erstmal den Wackeltest machen. Stell den Mörser auf eine glatte Platte, setze den Finger auf den Rand und beginne den Mörser zu drehen. ist er alt und stark benutzt, ist der höchste Punkt die Mitte, Der Mörser lässt sich leicht drehen, zum Rand hin ist er abgelaufen

    In Hessen ist der Dativ dem Genitiv sein Tod

    • Offizieller Beitrag

    :)

    Lieber Fux,

    Das, was Dreiwirbel hier beschreibt, stimmt. Ist der Mörser stark benutzt, hat er in der Bodenmitte meist eine Delle nach außen. Das kommt vom Zerschlagen der Anis/Fenchel/Kümmelsamen oder den Wurzel-/Rindenstücken mit dem Pistill in der Stoßkammer der alten Apotheken. Dadurch wurde der Boden des Mörsers so nach und nach ein wenig nach außen verformt.

    Dein Mörser stammt aus dem 19. Jahrhundert. Ob er nun in einer Apotheke oder in einer Küche stand, ist schwer zu beantworten.

    Die Mörser aus Bronzeguss waren immer schon recht teuer, in den historischen Apotheken stellen sie oft das wertvollste Gerät des Betriebes dar. Die Stößel bz. Pistille wurden oft vom Mörser unabhängig erworben. So wie die Mörser verschiedene Größen hatten, hatten auch die Pistille verschiedene Größen. Die Pistille wurden oft auch nicht zusammen mit den Mörsern in den Apotheken aufbewahrt. Oft hingen die Pistille in geeigneten Halterungen, der Größe nach sortiert, an den Wänden und man nahm sich gerade das Pistill, was größenmäßig ungefähr passte.

    Die Mörser, in denen füher Pillenmasse gefertigt wurde, waren meist aus Eisen. Allerdings waren sie erheblich kleiner und innen blank poliert, ohne Gussrauhigkeiten, anders, als der von Dir gezeigte Mörser.

    Wie schon gesagt, die eiseren Mörser waren viel preiswerter als Bronzemörser und so kann Dein Mörser auch leicht aus einer Haushaltsküche stammen.

    Liebe Grüße Winfried


    Mein Avatar zeigt ein Narrenflötchen des 16. Jahrhunderts aus dem Töpferort Raeren.

    Alle meine Aussagen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr für Ihre Richtigkeit. In keinem Fall wird für Schäden, die sich aus der Verwendung der abgerufenen Inhalte ergeben, Haftung übernommen.

    • Offizieller Beitrag

    Ach ja..... der Wert Deines Mörsers....

    In Anbetracht des Rostes und des Risses aber auch in Anbetracht, dass ein Stößel dabei ist, würde ich so zwischen 40 und 80 €uronen schätzen. Leider sind Eisenmörser recht häufig zu finden.
    Allerdings sind die Bronzemörser aus dem 19. Jahrh. auch nicht gerade selten im Angebot und dementsprechend auch heute preiswert.
    Verzierte Mörser aus dem 16. und 17. Jahrh sind erheblich teurer, jedoch lange nicht mehr so kostspielig, wie vor 30 Jahren.

    Liebe Grüße Winfried


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  • Vielen Dank für die ausführlichen und informativen Antworten! So macht es Spaß.

    Den Drehtest habe ich gemacht und "leider" steht er recht stabil da, ein minimales Wackeln, aber nichts von durchgestampft zu spüren.

    Mit dem 19ten Jhd gehe ich mit. Wenn man ihn in der Hand hat, nimmt man ihm das Alter gerne ab.
    Und die Ausführungen zu den Pistillen erklären mir auch, warum der gegossene Mörser und der geschmiedete Stößel nicht so ganz harmonieren; nicht aus einem Guss eben.

    Interessant finde ich auch, wieviele sehr alte Mörser, z.B. aus dem 16ten Jhd in der Bucht zu finden sind. Das ist dann natürlich auch eine andere Preisklasse.

    Viele Grüße
    Fux

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