Ritter Staupitz Sammler-Notgeld 1921 aus Döbeln

  • Kopiert aus dem der Wiki der Stadt Döbeln:

    "Das Ritter-Staupitz-Geld wurde als Notgeld der Stadt Döbeln am 1. September 1921 ausgegeben. Die Serie besteht aus 8 Scheinen, welche auf der Rückseite die Ritter-Staupitz-Sage darstellt. Entworfen wurde diese Serie vom Dresdner Künstler Georg Schleinitz. Insgesamt wurden 76.000 Serien, also 608.000 Scheine in der Ratsdruckerei Dulce in der sächsischen Stadt Glauchau gedruckt. Die Scheine hatten jeweils einen Nennwert von 50 Pfennig. "

    Meine Serie ist komplett inkl. Umschlag.
    Was ist aktuell der ungefähre Sammlerwert?
    Von 8 bis 100 € hab ich wieder mal alles entdeckt - alle Angebote waren aber ohne den passenden Umschlag

    Gruß,

    Daniel

  • Hallo zoolander,

    sehr schön, mal wieder ein Thema zu Banknoten... Danke! :)

    Kopiert aus dem der Wiki der Stadt Döbeln:

    "Das Ritter-Staupitz-Geld wurde als Notgeld der Stadt Döbeln am 1. September 1921 ausgegeben.


    Ein Satz, ein paar Anmerkungen von mir dazu...
    Ich würde das Ritter-Staupitz-Geld unter die Rubrik Serienscheine stellen, denn als Notgeld. Serienscheine sind Ausgaben, die zwar einen Geldcharakter haben, aber eigentlich nicht als solches ausgegeben wurden.

    Vielleicht zwischendrin etwas zum geschichtlichen Hintergrund: In den 20er Jahren hat es bereits schon eine große Sammlerschaft zum Thema Banknoten gegeben, die - man glaubt es kaum - eine "gewisse" Nachfrage hatten. Heute würde man "Boom" sagen. Es gab in den zwanziger Jahren im Deutschen Reich beispielsweise über 20 verschiedene Zeitschriften, die sich mit Notgeld beschäftigten. Überall wurden Notgeld-Sammlervereine gegründet. Die Gemeinden und Städte, deren Kassen freilich zu der Zeit leer waren, waren wegen dieser großen Nachfrage angenehm überrascht: Auf diese Weise ließ sich "etwas" Geld hereinholen, indem man sich Serienscheine selbst druckte und freilich den Sammlern anbot. Es war klar, das der Gegenwert der Serienscheine nie mehr aus dem Gemeindesäckel zurückverlangt würde, da sie ja in den Sammelalben verschwanden und dort auch verblieben. Ergo nach Abzug der Druckkosten ein 100%iger Reingewinn. Natürlich wurden die Scheine nicht einfach zum Nominal angeboten... hinzu kamen gepfefferte Verwaltungsgebühren oder auch überhöhtes Porto. Oder beides! (Ja, die vermeintlichen Tricks in der Bucht sind schon uralt!). Die Gemeinden witterten also das gute Geschäft. Und nicht nur die: Gewisse Spekulaten und Druckereibesitzer gingen sogar soweit, das sie den Gemeinden und sogar Kirchen das Recht abkauften, in deren Namen "Geldscheine" zu drucken und abzugeben.
    Bei dem Ausverkauf wurden auch unlautere Trick angewendet, in dem man zum Beispiel die Scheine mit einem Einlösedatum versehen hat (bis zu dem die Scheine gegen Reichsmark umgetauscht werden konnten), das aber lange vor dem eigentlichen Ausgabedatum lag. Das heißt also, ich gebe Geldscheine aus, die längst verfallen sind.
    Zur damaligen Zeit hätte übrigens die Reichsbank die Ausgabe von Geld genehmigen müssen. Immerhin griff man in die Oberhoheit der Reichsregierung ein und veränderte das umlaufende Geldvolumen, was u. U. Verzerrungen in der monetäre Lenkung bedeutete. Zu einer Genehmigung für Serienscheine dürfte es aber kaum gekommen sein. So zweifle ich das auch bei deiner Serie an.

    Serienschein zeichnen sich also dadurch aus, das sie nicht wirklich als Verkehrsgeld umgelaufen ist, sondern für die Sammlerschaft gedruckt wurde (Für mich ist das kein klassisches Notgeld). Daher kommen sie meistens in sehr guter bis kassenfrischer Erhaltung vor. Und sie sind relativ einfach zu bekommen, da sie massenhaft unter die Leute gebracht wurden. Du schreibst ja selbst:

    Zitat

    Insgesamt wurden 76.000 Serien, also 608.000 Scheine in der Ratsdruckerei Dulce in der sächsischen Stadt Glauchau gedruckt.

    Das ist für eine Banknote eine ganze Menge... und damit schwenken wir um zum Thema Wertbestimmung. Hier gilt auch: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis! Im Katalog "Deutsche Serienscheine von 1918 - 1922" ist er unter der Nummer 277 gelistet: 1.9.1921 - 30.09.1921, ohne Wasserzeichen, 8 x 50 Pf (sprich 8 unterschiedliche Varianten). Preis je Schein: 1 DM (mein Katalog stammt aus dem Jahr 1998).

    Das Angebot zu 100 Euro stammt von einem hamburger Militariaspezialisten? Wenn er mir die in seinem Sortiment angebotene Scheine (nicht nur Serien- , sondern auch Reichsbank- und Reichsbahnausgaben) nur zu dem halben von ihm angebenden Preis abnimmt, verkaufe ich sofort und ausschließlich meine gesamten Dubletten an ihn! Und nicht nur die! Schau Dir mal die Angebote in der "Bucht" an: 7 Eu pro Satz als Sofortkauf. Und sie werden teilweise Monate mitgezogen, weil keiner bietet.
    Der Umschlag dürfte die Sache etwas attraktiver machen. Es gibt Sammler, die auf der Suche danach sind. Solche Umschläge (heute würde man "Folder" sagen) kommen nicht mehr so häufig vor, da viele Sammler in den 20ern diese Umschläge entsorgt haben oder sie sind verloren gegangen. Sie haben nicht wirklich in die alten Alben gepaßt. Schließlich wollte man die "bute" Seite der Serienscheine sehen. Das ist übrigens ein Charakteristika der Serienscheine. Schließlich sollte etwas für´s Geld geboten werden...
    Wäre ich interessiert, würde ich maximal 5 Eu zusätzlich bezahlen. Aber das ist wirklich nur eine persönliche Einschätzung. Ich sage ehrlicherweise dazu, das ich die Preise zu den Umschlägen nicht wirklich mitverfolgt und auch zu den Umschlägen zu wenig Daten habe...

    Jetzt ist es möglicherweise etwas mehr gewordenen... :rolleyes:
    Hat hoffentlich trotzdem ein wenig weitergeholfen...

    Grüße
    Orfeh

  • Danke für die ausführliche Einleitung. Wieder ein wenig gelernt.


    Sehr gerne! Wenn´s hilfreich war und ein wenig Spaß gemacht hat... ;)

    zoolander
    Tut mir übrigens leid, wenn ich Dir - zumindest werttechnisch - kein richtiges "Schätzchen" mitteilen konnte. Ich finde es dafür geschichtlich sehr interessant und ein gutes Beispiel für typische Serienscheine, die sich öfter dieser Art Themen angenommen und nacherzählt haben. Im Prinzip erste frühe "Comics"... Wenn es diese Scheine nicht gäbe, wer würde sich denn heute an diese Zeit erinnern oder wie wir jetzt mit der Geschichte des Ritter Staupitz beschäftigen?
    Für mich einer der Hauptgründe, um Banknoten zu sammeln...:-)

    Grüße
    Orfeh

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